Das berühmteste Frühstück gab es bei Tiffany, das teuerste ist impressionistisch, gemalt von Edouard Manet. Marlene Dietrich startete gerne mit frisch aufgebackenen Laugenbrezeln, Wurst, Schinken und Käse in den Morgen, begleitet von Champagner. In der Antike gab es in der Regel ein Glas Wasser im Stehen, so recht zum Speisen legte man sich erst abends zu Tisch. Das genüßlichste Frühstück läßt sich privat zu Hause arrangieren – an Sonntagen mit mehr Muße als sonst, also üppiger, länger und mit Mozart, kurzum: kulinarischer.
In der Regel wird das Frühstück konservativ inszeniert. Der Morgen ist für viele ein Ritual des Vertrauten, des Ewiggleichen. Nur keine Experimente, scheint das Motto zu lauten. Der Teetrinker wird niemals zum Kaffee greifen – und umgekehrt. Wer morgens schon Gulasch verträgt oder die kalt gewordene Hähnchenkeule vom Vorabend mit Genuss verspeist, gilt dem Müslifan als Ungeheuer. Der Franzose, der sich mit einem Croissant begnügt, das er in seinen „café au lait“ stippt, schaut verständnislos dem Engländer zu, wie der sich an Bohnen und gebratenem Hering ergötzt. Weil jedoch nichts spannender und zugleich reizvoller ist als das elegante Durchbrechen von Normen, bietet sich das Frühstück an, um verkrusteten Strukturen in heiterer Genüßlichkeit zu entrinnen.
Das beginnt bei der Wahl des Getränks, ob Tee, Kaffee, Milch, Säfte. Heiße Schokolade wäre eine delikate Ergänzung. Und anstelle des kernigen Vollkornbrotes sollte man auch mal duftiges Weißbrot nehmen, flankiert von Brioche und Croissants. Zum klassischen Repertoire gehören Butter, Marmeladen, Schinken, Würste, Eier. Letztere weich gekocht im Glas, schaumig als Rührei oder, der Gipfel der Wonnen, in Form eines Spiegeleies auf Rahmspinat mit großzügig darüber gehobeltem weißen Trüffel.
Köstlich schmeckt Kalbsleberwurst, dick auf Brioche oder eine Scheibe süßlichem Rosinenstollen gestrichen. Das ist der Moment, wo man – im Rahmen beispielsweise eines Schlemmerfrühstücks – die Flasche Portwein, edelsüßen Tokajer oder eine Riesling-Auslese von Rhein oder Mosel öffnen sollte. Es wäre auch Zeit für Champagner, der zum Lachs passt, zum Krabbensalat, zum Tatar mit Wachteleiern, zum Ziegenfrischkäse, den man sich je nach Temperament entweder mit Quittengelee verfeinert oder mit einigen Tropfen Balsamicoessig plus bestem Olivenöl.
Kraft und Mut für den Tag geben Fleischpasteten, kalter Geflügelbraten und Gemüsesülze mit Vinaigrette.
Hunger und Durst sind auch am Morgen getreue Begleiter des Menschen. Das Duo überlebt jede Sättigung, weshalb ihm immer wieder aufs Neue geopfert werden muß. Ob man es freudlos tut, nur weil die Natur es vorschreibt, oder vergnügt bis zum sinnlichen Behagen: essen und trinken muß der Mensch, also weshalb dann nicht aus der Pflicht eine Kür machen? Kulinarische Kultur hat mit Luxus nichts gemein. Nicht das Geld macht den Gourmet, sondern die innere Einstellung sowie die Bereitschaft, dafür etwas Zeit zu opfern und Liebe zu investieren.Wie bei Menschen, wo der erste Blick oft entscheidet, ob man sich mag oder nicht, werden beim Frühstück die Weichen für das Kommende gestellt. Die erste Mahlzeit des Tages spielt eine wesentliche Rolle auf der Bühne des Lebens.
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